Unlingen – Reiche Gräber am Fuße des Bussen

Bei Unlingen am Fuß des Berges Bussen wurde 2016 eine neue Straßentrasse gebaut. Westlich vom Ort im Gewann „Tiefes Ried“ lagen am Rand der Donauniederung drei runde flache Erhebungen innerhalb der Trasse. In diesem Areal entdeckte bereits 1890 Pfarrer Selig im „Hexenbuckel“ ein keltisches Grab. Eine Rettungsgrabung erbrachte drei frühkeltische Grabhügel mit insgesamt fünf Bestattungen des 8. bis 5. Jahrhunderts v. Chr. Die durch landwirtschaftliche Nutzung bereits sehr stark verflachten Tumuli wiesen Durchmesser zwischen 16 m und 31 m auf. Im Zentrum konnten jeweils noch die Spuren von großen, ursprünglich aus Holzbalken errichteten Grabkammern nachgewiesen werden. In zwei Hügeln waren diese bereits antik beraubt. Dennoch fanden sich in fünf Gräbern teils ungewöhnliche und überdurchschnittlich reiche Beigaben.

Hervorzuheben ist ein beraubtes Wagengrab der Zeit um 700 v. Chr., das eine außergewöhnliche Statuette enthielt. Eine menschliche Figur sitzt auf einem Pferd mit zwei Köpfen, dessen beste Vergleiche in Zentral- und Oberitalien anzutreffen sind und in die zweite Hälfte des 8. und die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr. datieren. Vom vierrädrigen Wagen haben sich bronzene Zierplatten, Bronzezwecken vom Joch und Eisenteile von den Rädern erhalten. Dieses Grab zeigt, dass lokale Eliten bereits vor der Entstehung der Heuneburg im Umfeld des ca. 11 km entfernten Berges Bussen ansässig waren. Aber auch zur Zeit der Heuneburg wurden in Unlingen weiterhin teils herausragende Bestattungen angelegt, wie ein Grab mit vier goldenen Ohrringen zeigt.

Lit: Hansen/Meyer/Tarpini 2018; Hansen u. a. 2018b; Hansen u. a. 2019a.