Altheim-Heiligkreuztal „Speckhau“ – Kultanlage oder spätkeltisches Gehöft?

Etwa 1,8 km westlich der Heuneburg liegt 70 m östlich des sich innerhalb der „Speckhau-Nekropole“ befindenden späthallstattzeitlichen Großgrabhügels Hohmichele ein etwa 1 Hektar großes Wall-Graben-Geviert. Es stellte sich lange Zeit die Frage, wie die Anlage zu deuten ist. Stand sie in Verbindung mit dem Grabhügelfeld? Fungierte sie also als Grabbezirk oder Kultanlage? Oder handelte es sich um eine der vielerorts bekannten spätkeltischen Viereckschanzen?

Auf der Grundlage einer geomagnetischen Messung wurden fünf Schnitte angelegt (S1-S5). Die Schnitte S1 und S3 dienten der Untersuchung der Wall-Graben-Umwehrung. In Schnitt 1 konnte beim Tieferlegen unter dem Wall partiell ein Kreisgraben zur Einfassung eines Grabhügels dokumentiert werden. Daraufhin wurde in Schnitt 5 das Hügelzentrum freigelegt. Es kam eine Grabgrube mit einer stark korrodierten Lanzenspitze aus Eisen und einer bronzenen hallstattzeitlichen Paukenfibel zum Vorschein. Knochen haben sich nicht erhalten. In Schnitt 2 wurde 2014 und 2015 ein Brunnen bis zu einer Gesamttiefe von 2,45 m freigelegt. Im letzten Planum besaß er noch einen Durchmesser von ca. 2,6 m. Bohrungen haben gezeigt, dass der Schacht noch weitere 5,5 bis 6 m in die Tiefe reicht. Die Brunnenverfüllung lieferte zahlreiche Funde aus der Spätlaténezeit. In Schnitt 4 kamen zudem die Überreste eines eingestürzten ovalen Kuppelofens zutage, der gemäß einer Radiokarbondatierung ebenfalls in die spätkeltische Zeit eingeordnet werden kann. Die Befunde in Form eines Brunnens, eines Ofens und mehrerer Siedlungsgruben im Inneren der Anlage sowie das Fundmaterial belegen, dass im Bereich eines älteren hallstattzeitlichen Gräberfeldes eine spätkeltische Viereckschanze angelegt wurde. Ein Grabhügel wurde in den Wall der Anlage integriert. Die Lage nahe eines älteren Grabhügelfeldes lässt annehmen, dass Ahnenverehrung in der Spätlatènezeit bei der Platzwahl eine Rolle gespielt haben könnte.

Lit: Hansen u. a. 2014a; Hansen/Krausse/Tarpini 2018a.