Die Alte Burg – Landschaftsarchitektur in frühkeltischer Zeit

Etwa 9 km nordwestlich der Heuneburg befindet sich versteckt im Wald bei Langenenslingen ein archäologisches Rätsel: die Alte Burg. Die vollständig von Menschenhand umgeformte Anlage befindet sich am südlichen Rand der Schwäbischen Alb auf einer Höhe von ca. 700 m ü. NN. Die etwa 100 m über der Talsohle liegende, sehr regelmäßige 2 Hektar große Innenfläche besitzt heute eine Länge von 340 m bei einer Breite von rund 60 m. An den Längsseiten liegt je eine aus dem Hang herausgearbeitete Terrasse. Im Nordosten riegelten in der Hallstattzeit zudem zwei Vorwälle und eine mächtige, 13 m starke und ursprünglich mindestens 10 m hohe Mauer aus Kalksteinen die Innenfläche ab. Im rechten Winkel zur Hauptmauer schloss sich eine 6 m breite Randmauer an. Vor der Hauptmauer befand sich ein gewaltiger Graben, der in einen ca. 1 km langen Befestigungsring mündete. Ein von Nordosten den Steilhang heraufführender Altweg wurde vermutlich schon in der Hallstattzeit genutzt.

Obwohl auf der Alten Burg mehrere Ausgrabungen stattgefunden haben, wird der ursprüngliche Zweck der Anlage nach wie vor diskutiert. Erste Untersuchungen auf dem Plateau fanden bereits 1894 statt. Damals wurde ein kleiner Steinhügel abgetragen, unter dem ein Schacht mit sechs menschlichen Skeletten lag. Die Grabungen der Jahre 2006–2008 sowie vor allem 2014–2020 haben deutlich vor Augen geführt, dass der gesamte Bergsporn in der Hallstattzeit umgeformt wurde. Um die relativ ebene, zungenförmige Hochfläche zu modellieren, wurden die Hangkanten künstlich erweitert und das Gelände durch Abtragungen und Aufschüttungen eingeebnet.

Die Funde von der Alten Burg datieren zum überwiegenden Teil in die Hallstattzeit. Bei den Nachgrabungen 2006/07 im Schachtbereich konnten außerdem fragmentierte Menschenknochen geborgen werden, die in das 4.–3. Jahrhundert v. Chr. datieren. Zudem gibt es von der Innenfläche wenige Funde aus der Urnenfelderzeit. Trotz des fortifikatorisch wehrhaften Eindruckes der Befestigungsanlagen deutet an der Alten Burg bislang nichts auf langandauernde Siedlungsaktivitäten hin, da weder Hausgrundrisse oder Feuerstellen, noch Hinweise auf eine Wasserversorgung gefunden wurden. Vielmehr sollte davon ausgegangen werden, dass die Alte Burg, die sicherlich weithin als weißgraues Monument aus der umliegenden Landschaft herausragte, ein zur Heuneburg gehörendes Kult- bzw. Versammlungszentrum gewesen ist, in dem vielleicht auch sportliche Spiele und Wettkämpfe stattfanden.

 

Lit: Hansen et al. 2020a; Hansen/Krausse/Tarpini 2021a.